Furry – Eine Erläuterung

Die Furry Community ist durchaus keine Bewegung, die es erst seit der Neuzeit gibt. Da Menschen schon immer einen starken Bezug zu Tieren hatten, überrascht es kaum, dass Tiere, welche uns in vielerlei Hinsicht und in vielen Bereichen überlegen scheinen, seit der Antike als übergeordnete, göttliche Wesen wahrgenommen wurden und diese sehr früh in unser Weltbild und in unsere Kultur aufgenommen wurden.

Um den Begriff „Furry“ und die Menschen, die Community dahinter zu verstehen, scheint es also ein logischer Schritt zu sein, hier anzusetzen.

Anthropomorphismus

Der Löwenmensch nach Restaurierung 2012/2013

„Der Begriff Anthropomorphismus bezeichnet das Zusprechen menschlicher Eigenschaften auf Tiere, Götter, Naturgewalten und Ähnliches (Vermenschlichung). Die menschlichen Eigenschaften können sich dabei sowohl in der Gestalt als auch im Verhalten zeigen.“
(Quelle: Wikipedia)

Ursprünge erster anthropomorpher Darstellungen gehen zurück bis auf 32’000 – 35’000 Jahre vor unserer Zeit. Statuette eines Löwenmenschen wurde z.B. in Hohlenstein-Stadel gefunden.

Weitere Kunstobjekte, die sich mit der gleichen Thematik auseinandersetzen, können über die gesamte Menschheitsgeschichte gefunden werden und finden auch heute noch Einzug in etlichen Glaubensrichtungen (antike ägyptische Gottheiten, japanischer Shintoismus, Hinduismus, etc.).

Beispiele von Anthropomorphismus in der Moderne und der Pop-Kultur sind z.B. George Orwells Farm der Tiere, Watership Down, Disneys Robin Hood, Rocket Raccoon, Star Fox, etc.

Soweit die Theorie…

Furry Kultur

Anders als die Wikipedia Artikel, welche den Begriff des „Anthropomorphismus“ klar abstecken, sucht man in der Furry Community vergeblich nach einer einheitlichen Definition der eigenen Subkultur. Ganze Foren und Seiten scheitern daran herauszufinden, was genau eine Person zu einem „Furry“ macht oder unter welchen Voraussetzungen sie das eben nicht ist.

Mitglieder der Furry Community sehen zumeist eine gewisse spirituelle Verbindung zu den gewählten Tieren, welche ihr Innerstes repräsentieren. Allerdings reduziert der Grossteil ihr Interesse auf anthropomorphe oder nicht anthropomorphe Tierdarstellung im Bereich der Pop-Kultur. Dies entspricht auch der einheitlichsten Definition der Community, welche von den meisten auch akzeptiert wird.

Spirituelle Herangehensweise

Die gewählte „Fursona“ repräsentiert in vielen Fällen nicht einfach nur einen Avatar, den man sich ausgedacht hat, um sich im Internet repräsentieren zu können, sondern hat für viele Furrys einen weitaus höheren Stellenwert. Meist ist die eigene Fursona Ausdruck einer inneren, spirituellen Verbundenheit zu einem gewissen Tier oder einem fiktiven Charakter. Dies geht in manchen Fällen soweit, dass man sich im falschen Körper fühlt und man sich mehr mit dem Tier in sich, als mit dem eigenen Menschsein identifiziert. Insbesondere die sogenannten „Otherkin“ sind hier als Beispiel zu nennen. Zwischen diesen beiden Extremen (leerer Avatar bzw. spirituelles Spiegelbild) kann der individuelle Zugang alle möglichen Ausformungen annehmen.

Darstellung nach Aussen

Fursuits

Die wohl markanteste und sichtbarste Ausprägung des Furry Fandoms sind die sogenannten „Fursuits“.

Die selbstgewählte und selbsterdachte Fursona, die für lange Zeit nur auf dem Papier existiert, erhält durch Kunstfell, Kunstharz und Schaumstoff feste Form in der realen Welt. Häufig wird daraus ein sogenannter „Full Suit“, der den kompletten Körper bedeckt oder auch ein „Partial Suit“, der nur gewisse Körperteile wie z.B. Hände, Arme und Kopf bedeckt.

Auf sogenannten „Suitwalks“ wird dann gezeigt, was man zu bieten hat. In kleineren oder auch grösseren Gruppen wird die nähere Umgebung unsicher gemacht und geflauscht wird alles, was nicht bei 10 auf den Bäumen ist.

Obwohl Fursuits aufgrund ihrer Auffälligkeit omnipräsent scheinen, fällt der tatsächliche Anteil an „Suitern“ in der Community mit etwa einem Viertel vergleichsweise gering aus.

Texte, bildnerische Kunst, Musik

In der Community trifft sich auch eine nicht unerhebliche Anzahl an Zeichnern, Modellierern/Bildhauern, Musikern, Autoren und allerlei anderen künstlerisch Tätigen.

Hierbei sind besonders die Zeichner hervorzuheben, welche einen grossen Stellenwert besitzen. Nicht selten werden hohe Summen dafür bezahlt, dass die eigene „Fursona“ nach den Vorstellungen des Auftraggebers auf virtuelles oder auch reales Papier gebannt wird.

Auch spiegeln sich die Vorstellungen und Träume vieler schreiberisch begabter Furrys in ihren Geschichten wider, welche sie im Internet für die breite Masse zugänglich machen.

Furry Conventions

Auf Conventions wie der „Anthrocon“ in Pittsburgh (USA), oder der „Eurofurence“ in Berlin (Deutschland) kommt zusammen, was zusammengehört. Meist finden sich auf solchen Events tausende Furrys aus aller Welt ein.

Teilnehmer der Eurofurence können an sogenannten „Panels“ (kurzen Seminaren mit unterschiedlichstem Inhalt) teilnehmen, sich die Zeit im „Dealers Den“ (Verkaufsraum für Künstler) vertreiben, sich auf Konzerte freuen, Auftritte von hochkarätigen Comedians ansehen, oder auch der abendfüllenden „Pawpet Show“ (Furry Puppentheater) beiwohnen.

Wie der Hase mit dem Fuchs…

„Wie funktioniert DAS nochmal in den Fursuits? Wird einem da nicht heiß? Fehlt hier nicht Entscheidendes?“

Immer wieder sieht sich die Community mit solchen oder ähnlichen Fragen konfrontiert. Haben „Fursuiter“ Sex miteinander? Welchen Stellenwert hat Sex in der Community an sich? Haben Furrys generell Sex?

Wie bei vielen anderen Subkulturen und Fandoms (Trekkies, Star Wars, Lord of the Rings, Fantasy, Anime, etc.), haben auch Furrys Sex. Niemand von uns ist geschlechts- oder trieblos (von Ausnahmen abgesehen). Genau wie in jeder anderen Community gibt es Heterosexuelle im geschlechtsreifen Alter und das gesamte LGBT Spektrum ist natürlich ebenfalls vorhanden.

Oft wird das Fandom auf Grund von missverstandenen Zugehörigkeitsbezeugungen wie Umarmen als Begrüssung oder das blosse Vorhandensein von Fursuits, der Interaktion der Fursuiter mit anderen und dem Mysterium, welches diese umgibt, auf die sexuellen Aspekte reduziert.

Welcher Zugang hier auch immer greift, eines ist sicher: Mit Furries wird es nie langweilig, sie machen die Welt etwas bunter, lustiger und eine ganze Ecke flauschiger.